Japan-Kolumne: Was ist das „Mädchenfest“?
Der 3. März ist in Japan den Mädchen gewidmet. Hinamatsuri (雛祭り) oder auch „Mädchenfest“ wird von Familien mit Töchtern gefeiert. Hier spielen japanische Puppen, sogenannte Hina Dolls, eine Rolle. Was es mit diesem Fest auf sich hat, warum man mit diesen besonderen Puppen besser nicht spielen sollte und warum Social Media in Japan an diesem Tag in Rosa, Weiß und Grün gehüllt ist, verrate ich hier.
Hina Dolls in Japan – was hat es damit auf sich?
Hinamatsuri ist kein gesetzlicher Feiertag, wird in Japan aber jedes Jahr von Familien mit weiblichen Kindern gefeiert, um für die Gesundheit und das Glück der Töchter zu beten. Die kleinen Mädchen tragen langärmelige Kimonos und erhalten Geschenke und Süßigkeiten von ihrer Familie.
Ein wichtiger Teil des Festes sind dabei japanische Keramik-Puppen, die Hina Dolls. Diese sind sehr aufwendig gefertigt, tragen prunkvolle Kimonos und sollen ursprünglich das japanische Kaiserhaus darstellen. Sie werden nach dem japanischen Festtag Setsubun prominent im Heim platziert.
Dem Glauben nach haben diese Puppen die Fähigkeit, böse Geister in ihrem Körper einzuschließen und so die Besitzerin der Puppen vor Gefahren zu schützen. Für mich klingt die Vorstellung, dass böse Geister in Puppen „wohnen“ doch sehr unheimlich und weckt Erinnerungen an die Horrorfilm-Reihe „Annabelle“.
So erklärt ein TikToker Hinamatsuri
Japaner behandeln die Puppen mit viel Respekt und Vorsicht, was aber auch einen anderen Hintergrund hat: traditionelle Hina Dolls sind sehr kostspielig.
So teuer sind die Hinamatsuri-Puppen
Meist legt sich eine Familie bei der Geburt einer Tochter ein Puppen-Set zu, welches die Tochter dann nach der Hochzeit als Mitgift in ihr neues Heim mitnimmt. Je teurer die Dolls, umso wohlhabender die Familie. Diese Puppen werden allerdings nicht an die nächste Generation vererbt, denn sie sind dem Glauben nach an die Besitzerin gebunden. Mittlerweile gibt es Hina Dolls in sämtlichen Größen, Designs, Materialien und auch Preisklassen. Von unten 500 Yen (3,80 Euro) bis über 180.000 Yen (ca. 1.380 Euro) ist alles vertreten.
Alles nur Aberglaube mit den Hina Dolls?
Wer möchte, dass die eigene Tochter nicht als „alte Jungfer“ endet, der sollte übrigens die Hina Dolls nicht zu lange in seinem Heim ausstellen. Denn wer zu lange wartet und die Puppen stehen lässt, kann der Legende nach die Heiratschancen der Tochter gefährden. Eine andere Erklärung dafür, warum man die Puppen schnell wieder sicher verstauen sollte, ist allerdings ein ganz praktikabler: wahrscheinlich sollten damals die sehr wertvollen Puppen nur vor Insekten und Schimmel durch die bald beginnende Regenzeit geschützt werden.
Das kommt am „Mädchenfest“ auf den Tisch
Wie bei fast allen japanischen Festtagen, gibt es auch besondere Speisen und Gerichte, die mit der Familie gegessen werden. Sehr beliebt ist ein Mochi-Kuchen, Hishi Mochi, aus drei farbigen Schichten. Die drei Farben symbolisieren den Beginn des Frühlings: Weiß steht für den Schnee, Grün für die Knospen und Rosa für Pfirsichblüten. Ebenfalls in den Frühlingsfarben sind Hina arare, süße und gesalzene Snacks aus Klebereis. Farbenfroh ist auch Chirashi Zushi, ein Reisgericht, garniert mit verschiedenen Arten von Fisch und Gemüse. Das übliche Getränk des Tages ist Amazake, ein süßer Sake mit wenig Alkohol.
Übrigens ist Hinamatsuri nicht nur für Familien mit Töchtern. Auch Singles oder Familien mit Söhnen erfreuen sich an Hina Dolls, der Dekoration und den leckeren Speisen. Und so habe auch ich (kinderlos) einen kleinen Kaiser und eine kleine Kaiserin für 100 Yen (ca. 77 Cent) in meinem Zuhause stehen und mir zur Feier des Tages pastellfarbene Süßigkeiten gegönnt.
TikTok-Star Mr. Yabatan hat da etwas verwechselt
Comedian und TikTok-Star Mr. Yabatan hat beim „Mädchenfest“ übrigens etwas durcheinander gebracht. Denn das japanische Wort „Hina“ kann anders geschrieben auch Küken bedeutet. Wie das für Verwirrung sorgt, zeigt er auf TikTok.
Und was ist mit den Jungs?
Jungs haben in Japan übrigens auch einen Feiertag. Der 5. Mai war ursprünglich den Jungen gewidmet. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wird an dem Tag jedoch „Kodomo no hi“ gefeiert, welches nun ein Festtag für alle Kinder ist und daher auch „Kinderfest“ genannt wird. Ich bin gespannt, was mich an diesem Tag in Japan erwarten wird.
Rosi: Big in Japan
Anfang 2021 hat sich unsere Redakteurin Rosalie ihren Traum erfüllt und ist mit ihrem japanischen Ehemann nach Kyoto ausgewandert. In ihren Texten schreibt sie über ihre Liebe zu Animes, japanischem Essen und zeigt uns die aktuellen Trends im Land der aufgehenden Sonne. Ihre Stories findest du hier.